Sie tragen einen grinsenden Mahmoud Abbas auf Pappschildern herum, skandieren „Yasser Arafat“ und schwenken ihre Flaggen. Auf dem Arafat-Platz in Ramallah herrscht Volksfeststimmung. Eltern haben ihren Kindern die Kufiya um den Kopf gebunden, Mütter tragen ihre Babys im Arm durch die Menge und der Hexenkessel vor der Bühne brodelt von ausgelassenen jungen Männern. Zwei Stunden vor der Rede von Mahmoud Abbas vor den UN in New York wird in Ramallah schon einmal kräftig gefeiert. Tagsüber mögen in Qalandia, Bil’in und anderswo wieder Steine und Tränengasgranaten geflogen sein, in der Hauptstadt der Autonomiegebiete wirkt die abendliche Demonstration für einen palästinensischen Staat eher wie eine riesige Party.
Als Abbas 11.000 Kilometer entfernt ans Rednerpult tritt, hält die wogende Menge für einige Zeit still. Immer wieder brandet schriller Jubel auf, wenn Abbas seinem Volk wieder aus der Seele gesprochen hat. Friedensgespräche mit Israel will er ja, Frieden sowieso. Aber nur, wenn Israel den Siedlungsbau endlich stoppt. Benjamin Netanyahu, der eine Stunde später sprach, forderte, dass die Palästinenser erst Frieden mit Israel schließen, ehe sie einen eigenen Staat ausrufen. Soweit nichts neues in New York. In Ramallah ging die Party nach Abbas‘ Rede weiter. „Allahu akbar“, brüllt die Menge – Gott ist groß. Autokorsos ziehen durch die Straßen, als hätte Barcelona wieder gegen Real Madrid gewonnen.
Um den überdimensionalen, blaugestrichen Holzstuhl am Al Manara-Platz, der die Hoffnung auf die Vollmitgliedschaft in der UN symbolisiert, wird weiter gefeiert. Was eigentlich? Der große Schritt vor die UN? Den Präsidenten, der Israel und den USA trotzt? Oder tatsächlich die Hoffnung darauf, bald als Staat anerkannt zu sein. Die Entscheidung über den Antrag der Palästinenser wird sich jetzt erstmal einige Wochen oder länger hinziehen. Das Veto der USA ist schon versprochen. Es sieht vorerst so aus, als würde der Antrag scheitern. Was dann? Und falls es doch einen 194. Staat namens Palästina geben wird, gibt es dann auch endlich Frieden?
1 Kommentar
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26/09/2011 um 09:57
Alena
schön von dir zu lesen! habe gerade eine masterarbeitspause gemacht, da passt so ein palästina-blog ganz gut rein. viele grüße nach ramallah!